Tja, wie ihr schon seht, bürgert sich da so langsam ein bisschen ein mit den monatlichen Posts – ist aber eigentlich echt Zufall, dass ich einmal im Monat einen Tag frei habe, bzw. mir die Zeit nehme, um meine interessierten Blogleser wieder auf den neusten Stand zu bringen :D
Achja, um es gleich vornweg zu erwähnen, das mit den Bildern wird vermutlich im Blog nichts mehr, dauert einfach zu lange zum laden… aber vielleicht kann ich mich ja doch noch zu einem Facebook-Album (wahlweise auch auf flickr) überreden; dann geb ich aber Bescheid. :-)
Aaalso:
Eigentlich wäre ja heute Wäsche waschen angesagt gewesen – hier ist allgemein Samstag der Waschtag, weil da die Wahrscheinlichkeit, dass es Strom gibt, größer ist, oder zumindest haben die Leute Wochenends mehr Zeit, darauf zu warten, dass der Strom kommt…. Und naja, genau das tue ich gerade: WARTEN und zwar schon den ganzen Tag (wobei ich mich auch nicht allzu sehr beschweren darf, da ich ja gute Gesellschaft hatte, wenn auch nur übers Telefon :-))
Aber es ist auch leider noch kein Ende absehbar, weil selbst die Dominikaner nie wirklich sicher vorhersagen können, wann es tagsüber mal Strom gibt – scheinbar gibt es da nicht so die Regel… auch wenn mir mittlerweile aufgefallen ist, dass es zumindest jeden zweiten Früh, also wenn ich zum Fitnessstudio gehe, anscheinend Strom gibt (auch ganz angenehm, nicht im Dunkeln die Straßen lang laufen zu müssen).
Aber halt, wer sich jetzt schon Sorgen macht, dem sei gesagt: NEIN, Lisa läuft nicht allein, als weiße Ausländerin, frühmorgens im Stockdunkeln durch die Straßen - ich werde immer mitgenommen, von einer Nachbarn, die am Ende der Straße wohnt (übrigens die einzige, die ich bis jetzt kenne, die wirklich aus der Stadt kommt, in die viele Dominikaner ziehen wollen und von der sie glauben, sie wäre die Heimatstadt von uns Freiwilligen – ja, 3mal dürft ihr raten: NYC)
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Aber halt nein, wie euch bestimmt aufgefallen ist, ist es nicht mehr Samstag…
Ich konnte meinen Post nicht am Samstag beenden, leider nicht, weil der heißersehnte Strom gekommen ist, sondern einfach nur, weil ich Besuch von den anderen (das heißt bei mir die Freiwilligen) bekam.
Naja, der Rest vom Wochenende und die Tage bis heute sind dann so verlaufen, dass wir Plätzchen gebacken haben und ich dann meine Wäsche per Hand gewaschen habe, da bis Montag der Strom immer noch nicht kam und ich sie nicht länger liegen lassen wollte…
Beim Plätzchen backen ist auch so langsam die Realisation gekommen, dass wirklich und wahrhaftig in nicht mal mehr 2Wochen Heiligabend ist…. Schon faszinierend, was so ein bisschen wohlbekannte Zutaten und Weihnachtslieder bewirken können! Das Wetter hat es mir nämlich doch schwerer gemacht als gedacht, mich weihnachtlich zu besinnen – ja, gleichbleibende 33° mittags. Frühs und abends ist es allerdings schon deutlich kühler, so dass ich sogar mit Fleece-Jacke ins Fitnesscenter gehe. Selbst die Dominikaner beschweren sich jetzt nicht mehr allzu oft darüber, dass ihnen warm ist.
(Dazu muss ich auch ganz klar sagen, dass ich jetzt schon weiß, dass ich nach diesem Jahr sooo Probleme mit dem deutschen Klima haben werde, wenn hier schon friere und mittlerweile sogar mit 2Decken schlafe.)
Eine kleine Geschichte betreffend der Adventszeit und dem weihnachtlichen Atmosphäre, die wir natürlich auch in der Schule schaffen wollten. Hin und wieder bastele ich verschiedene Sachen für die Kinder, in letzter Zeit so auch Tannenbäume und Schneemänner – an sich ja nur verständlich; allerdings habe ich mich doch ziemlich gewundert, als ich plötzlich Äpfel, Trauben und Birnen zeichnen und ausschneiden sollte. Bis sie mir dann erklärten, dass die hier Weihnachtsfrüchte sind, weil nur in dieser Jahreszeit die Temperatur so tief sinkt, dass sie reifen können. :D
Das erklärt auch, warum es nur so wenige davon gibt und wenn dann auch nur unverhältnismäßig teuer. (Ja, teilweise ist es echt schwierig, sich in einem Land gesund zu ernähren, wenn Kekse billiger sind als Äpfel :D)
So, jetzt aber zum letzten Monat…
Vorab, mich haben mittlerweile schon 2Hunde gebissen (eigentlich dachte ich immer, ich hätte ein gutes Verhältnis zu Hunden :D) – Keine Angst, der Schock war größer als die paar Gebissabdrücke, die sie hinterlassen haben. Allerdings bin ich jetzt schon deutlich angespannter, wenn ich an einem der vielen Straßenhunde vorbeilaufe (vor allem wenn es schnelles laufen ist), die meistens machen zwar nichts, aber es gibt halt schon ein paar aggressive. Neulich hat sich mir auch erschlossen, warum. Ein Hund, der sich immer in unserem Parkplatz aufhält, hat nämlich 6 supersüße kleine Welpen geworfen, mit denen ich mich auch schon super angefreundet habe. Allerdings wundert es mich mittlerweile echt nicht mehr, dass viele Hunde aggressiv werden, denn selbst die Welpen sind jetzt schon ziemlich verstört. Der Spruch, dass Kinder grausam sein können, trifft nämlich hier voll zu. Ich bin immer wieder geschockt, wie krass schlecht sie mit den kleinen Welpen umgehen, auf sie einschlagen, Steine nach ihnen werfen, etc. – klar im Endeffekt sind es Straßenhunde (werden also genauso angesehen wie jegliches andere Ungeziefer) und keine Haustiere von irgendjemandem, aber trotzdem würde ich kein Lebewesen so behandeln wollen.
Aber so viel dazu…
Eigentlich hat der letzte Monat damit angefangen, dass ich am Tag des „chofer“ (auf deutsch: Taxi-, Busfahrer oder Chauffeur) von meinem „Cousin“ zu einem Ausflug eingeladen wurde. Dazu muss man wissen, dass hier an besagtem Tag alle chofers des ganzen Landes eine Gratis-Fahrt für Familie und Freunde zur Kathedrale von Higüey anbieten (übrigens die 2.älteste Lateinamerikas, die älteste steht in Santo Domingo). Nun wurde ich von meinem Cousin, da sein Vater chofer ist dazu eingeladen und habe natürlich sofort zugesagt.
Die Reise begann so, dass ich am Tag nach der Huelga (im letzten Post beschrieben) Frühs um 4Uhr HD (hora dominicana, also auf gut deutsch eine Stunde später) abgeholt wurde und dann ging es auch schon im privaten guagua los, zuerst Richtung Hauptstadt und dann nach Higüey (insgesamt 5h Fahrt, eigentlich relativ wenig, wenn man bedenkt, dass ich im Nordwesten wohne und Higüey fast der östlichste Punkt der Insel ist). Dort angekommen besuchten wir die Messe zu Ehren der chofers und aßen danach noch einen kleinen Snack bevor wir dann uns schon wieder auf den Rückweg machten – man frage jetzt an dieser Stelle bitte nicht nach dem ökonomischen/ökologischen Aspekt des Verhältnisses 10h Fahrt – 1h Gottesdienst. Alles in allem war der Tag superinteressant (die Kathedrale ist wirklich empfehlenswert, wenn man moderne Architektur mag :-)) und ausgelassen (spontanes tanzen im guagua – und Edison, solltest du das lesen und dank meines grandiosen Deutschunterrichts auch verstehen, ich will immer noch diese VIDEOS!! ;-)).
Unser nächstes größeres Ereignis (mal abgesehen vom Pancakes machen bei Inga :-)) war dann die Semana Cultural der Provinz Hermanas Mirabal im Nachbarort Villa Tapia. 5Tage am Stück Präsentationen, Tanz, Gesang, darunter auch international bekannte Künstler wie Vakeró oder Sexappeal, Verkaufsstände für Schmuck und dominikanische (Kunst-)Produkte und viel Essen.
Dort habe ich auch die ersten rauchenden Dominikaner gesehen; ist an sich ja schon etwas überraschend, dass in einem Land, aus dem angeblich bessere Zigarren kommen als aus Kuba, kaum jemand raucht. Ich habe dafür nur die Erklärung, dass hier keiner Stress hat – oder nein, besser, dass sich hier keiner Stress macht; viele arbeiten ja schon und auch nicht gerade wenig, aber irgendwie nehmen sie es alles gelassener. Schwer zu beschreiben, wie das konkret aussieht. Vielleicht als kleines Beispiel, ich habe zum Beispiel selten einen Dominikaner rennen/sich beeilen sehen, die haben da irgendwie die Ruhe weg… einzig und allein der Regen beschleunigt alles ein bisschen, aber dazu wann anders mehr.
Im Insgesamten war es interessant, so viel dominikanische Kultur geballt zu sehen :-) allerdings auf die Dauer auch ziemlich ermüdend – wir Freiwilligen waren zwar meistens den ganzen Tag dort, aber leider meist halt auch ziemlich unterbeschäftigt. Klar, man ermüdet auch vom nichts tun, aber es lag, meiner Meinung nach, auch viel an den ganzen Leuten, der Sonne/Hitze und der ununterbrochenen, lauten Musik.
Als wir uns dann mal eine Auszeit von all dem Trubel genommen haben und auf den Sportplatz gesetzt haben, hatten wir seit langem auch mal wieder Zeit, ein bisschen über unsere Erfahrungen gemeinsam zu reflektieren (in diesem Fall Monika, Inga und ich), uns also vor allem über die Sachen auszutauschen, die uns schon seit längerem irgendwie stören. Mittlerweile ist das etwas schwieriger geworden und nicht nur wegen Zeitmangel, sondern vor allem auch, weil man sich unterbewusst irgendwie an vieles schon gewöhnt hat und nicht mehr wirklich hinterfragt, was einem denn so die Stimmung runterzieht (wir haben das Ganze dann als 3Monatstief deklariert).
Ja, ihr habt es erkannt – jetzt kommen ein paar kritischere Themen zur Sprache…
Da auf dem Sportplatz waren wir uns ziemlich einig, dass die Dominikaner relativ oberflächlich sind, da es uns bis jetzt eher schwer gefallen ist, tiefgreifendere Gespräche zu führen, geschweige denn engere Freundschaften aufzubauen… der Großteil der Konversationen ähnelt sich oft inhaltlich stark. Einige Zeit danach ist mir allerdings aufgefallen, dass ich unterbewusst generalisiert habe, und mir eingebildet habe, den Konversationsverlauf im Voraus zu kennen. Deshalb habe ich mich teilweise gar nicht so wirklich mehr drauf konzentriert und immer nur wieder das gleiche erzählt, also woher ich komme, warum ich hier bin, dass es mir hier gefällt und bliblablub, das übliche halt….
Jetzt ist mir bewusst, dass es erstens klar immer die gleichen Themen sind und mich deshalb langweilen, aber nicht weil Dominikaner langweilig oder oberflächlich wären, sondern weil es halt vor allem immer nur über mich geht …
Was mir mittlerweile auch echt peinlich ist, ist, dass ich mir in der letzten Zeit bei neuen Bekanntschaften eher weniger die Mühe gemacht habe, auch mal nach dem Gegenüber zu fragen.
Ich habe mir irgendwie eingebildet, dass wir keine gemeinsame Grundlage für ein Gespräch hätten, allerdings ist das Quatsch, weil mit den Leuten, mit denen ich mich öfter (und länger) unterhalte, habe ich schon immer sehr spannende Gesprächsthemen und Gemeinsamkeiten gefunden. (Auch heute in der Schule zum Beispiel, hatte ich es mit den Lehrerinnen über die Umstellung von G9 auf G8, die sie genauso wenig verstehen wollen wie ich – hier an dieser Stelle übrigens mal Schleichwerbung für einen Artikel aus der "Zeit", der meine Meinung zu diesem Thema ziemlich gut wiederspiegelt und den ich auch am liebsten den profes zum Lesen gegeben hätte – wen es interessiert, hier der Link:
http://www.zeit.de/2011/22/DOS-G8/seite-1)
Ich habe in der letzten Zeit vielen einfach sozusagen keine „Chance“ mehr gegeben, überhaupt mal was von sich zu erzählen und damit einen engeren Kontakt aufzubauen. Wobei man natürlich auch sagen muss, dass man hier tausend Leute kennenlernt – viele wollen sich ja auch mit den Ausländern unterhalten… So muss ich schon unterscheiden und mir vor Augen führen, dass es vielleicht ein bisschen zu optimistisch ist, mit allen Leuten, mit denen ich täglich rede, ausschweifende Diskussionen zu führen. Alles braucht ja ein bisschen Zeit und am Anfang ist es ja normal, sich erst einmal so kennenzulernen.
Auf der anderen Seite muss ich trotzdem eingestehen, dass die Leute viel (oberflächliches) miteinander reden; mir kommt es allerdings aber auch so vor, dass es nicht so ungewöhnlich, ja sogar viel leichter als in Deutschland ist, auf der Straße einen Fremden anzusprechen…. auch ohne Grund oder „wichtiges“ Gesprächsthema…. Klar, daraus resultiert dann auch manchmal, dass viele „Geschichten“ über andere erzählt (um nicht zu sagen erfunden) werden und dass die ganze Stadt sich mehr oder minder „kennt“… aber immerhin reden die Leute überhaupt miteinander. In Deutschland war das ja ein Punkt, der mich öfter mal betrübt hat, dass viele Leute meiner Meinung nach mit „Scheuklappen“ durch die Gegend laufen und somit überhaupt nicht offen für ein spontanes, unverbundenes Gespräch sind. Was ich damit sagen will, ist, dass mir die Menschen hier herzlicher vorkommen, aufgrund ihrer Offenheit und aufgrund der Tatsache, dass sie aufeinander zu gehen.
Ist halt alles eine Frage der Perspektive…
Ein weiterer Punkt spielt da noch mit rein; man könnte zum Beispiel auch sagen, dass sie oberflächlich oder sehr auf das Äußere fixiert sind, da sie schon (für uns) ungewohnt oft sich mit „Schwarzer“, „Hübsche“, „Dicker“, etc. rufen und sich auch öfter mal Komplimente machen oder allgemein mit ihren Gefühlen eher überschwänglich sind, in jedem 2.Satz kommt auch „mi amor“ =meine Liebe (als Anrede zu verstehen) vor… klar, ist es teilweise manchmal übertrieben, so dass man es nicht wirklich ernst nehmen kann; auf der anderen Seite macht es den Umgang auch irgendwie wärmer – also warum mit Komplimenten und Gefühlsäußerungen geizen?! Damit kann ich ja dann in Deutschland wieder anfangen ;-)
Naja, … ein weiteres Highlight im letzten Monat war unser Wochenendausflug in die Hauptstadt Santo Domingo (wir 6 und 3 andere Freiwillige vom GIZ). Neben dem Besuch des deutsch-dominikanischen Weihnachtsmarktes (ein Hoch auf Marzipankartoffeln und Laugenbrötchen! :-)), der schönen historischen „zona colonial“ waren wir beim Leuchtturm, dem Faro a Colón, dessen Form eines Kreuzes allein schon erwähnenswert ist, ganz zu schweigen von der Ausstellung über diverse Länder und den Gebeinen von Christopher Kolumbus, die angeblich in besagtem Gebäude ruhen sollen. Abends waren wir dann tanzen und zwar nicht nur auf Bachata und Merengue, sondern annäherungsweise auf etwas, was man sogar als Elektronische Musik bezeichnen könnte. :-)
Im Zusammenhang mit diesem Wochenende ist mir allerdings noch einiges mehr bewusst geworden und nicht nur, dass die Dominikaner sich scheinbar nicht gerne beschweren oder wirklich klimaanlagenresistent sind – die Kälte im Reisebus war trotz 2Paar Jacken echt unerträglich!
Nein, was mir aufgefallen ist, ist folgendes – wir kamen eigentlich vor allem darauf, da die GIZ-Freiwilligen es viel stärker empfinden als wir hier in Salcedo, da sie jeweils allein (und nicht wie wir als Gruppe) als Ausländer in ihren zumeist kleinen Orten leben; dementsprechend stört es sie mehr, wenn sie von Männern immer nachgerufen, gepfiffen und ge“tzzz“ bekommen…
Man kann es sich hier in etwa so vorstellen, dass in den Nicht-touristischen Gebieten eher wenige Ausländer hinkommen und die wenigen dann natürlich gewissermaßen schon eine Attraktion darstellen, die sehr viel Aufmerksamkeit auf sich zieht. Klar, diese Aufmerksamkeit ist ja an sich erst einmal nicht negativ (neue Sachen sind ja immer spannend), wenn man dann aber nur auf die Hautfarbe und damit den Status, den man für sie symbolisiert (nämlich Wohlstand), reduziert wird, dann ist das meiner Meinung nach schon ziemlich rassistisch. Bis jetzt war ich auch immer relativ erfolglos dabei, zu erklären, dass wir nicht wunderschön sind, nur weil wir weiß sind… also dass Schönheit allgemein erst einmal nichts mit der Hautfarbe zu tun hat. Aber wenn man dann nur gesagt bekommt, dass die Weißen die perfekte Rasse ist, weil man bei ihnen keinen Makel finden kann, naja, wie soll man denn gegen so eine „Beweisführung“ argumentieren?! Wie gesagt, es ist teilweise ziemlich schwierig mit so einer Form des Rassismus umzugehen, der ja nicht negativ-aggressiv (wie zum Beispiel Haitianern gegenüber) auftritt, sondern der sich hinter Komplimenten und Heiratsanträgen verbirgt. Und außerdem ist das hier so Bestandteil der Kultur, dass man es natürlich auch als „Kultur-fremder“ nicht einfach ändern kann/darf/soll.
Allerdings regt es mich dann mehr oder minder auf, wenn ich des Öfteren an den Kopf geworden geworfen bekomme, dass die Deutschen doch das rassistischste Volk der Erde wären… klar, unsere Geschichte ist einfach der Weltöffentlichkeit bekannter, aber das hat nicht mehr wirklich was mit den heutigen Generationen zutun, außerdem hatten die Dominikaner ja auch einen Diktator (der zudem noch viel präsenter ist)… aber mir ist auch bewusst, dass sie es natürlich nicht wissen können (da sie ja meistens keine Deutschen kennen), und es freut mich natürlich, ihnen dann zeigen zu können, dass wir eben nicht alle Rechtsradikale sind. Für mich ist das das bisschen, was ich hier erreichen kann, von wegen Kulturaustausch und Abbau von Vorurteilen.
Man kann diese Mentalität nun nehmen wie man will – an schlechten Tagen hängt es einem natürlich manchmal echt zum Hals raus und ich finde es auch einfach nur unglaubwürdig bis lächerlich, wenn man mir sagt, ich wäre hübsch, wenn ich vollkommen fix und fertig, verschwitzt, übermüdet und mit Erkältung nach dem Fitnessstudio heimtrotte. Auf der anderen Seite versuche ich es natürlich mit Humor zu nehmen. So habe ich zum Beispiel meine persönliche Wette am Laufen, wann es den Motorradtaxifahrern vor meinem Haus zu blöd wird, mir 4mal (!!) am Tag zu sagen, dass ich doch immer schöner werde oder dass sie mich mit heimnehmen wollen. :D (Wer will, kann sich gerne einkaufen ;-))
Mir verursacht es aber doch meistens ein unangenehmes Gefühl, wenn ich mal wieder zu hören bekomme, dass ich sie doch als feste Freunde haben könnte, ganz egal ob ich schon einen hätte, hier sei es ja normal, dass alle mehr oder weniger polygam leben würden.
Wenn ich dann auf der anderen Seite aber höre, dass dies vielleicht bei den Männern akzeptiert ist, genau diese Männer dann aber ihre Frauen schlagen, wenn sie nur annäherungsweise den Verdacht haben, sie wäre ihnen untreu, verstärkt sich dieses Gefühl nur noch mehr, dass es wieder nur um uns als Statussymbol geht. (Auch hier wieder das gleiche: viel mehr als zu sagen, dass man nicht an mehr als einem Freund interessiert ist, kann man nicht machen)
Die Gewalt gegenüber Frauen ist hierzulande auch ein weiteres schweres und weitverbreitetes Problem. Die Männer hier sind (was ich bis jetzt so davon mitbekommen habe) von Haus aus ziemlich besitzergreifend und eifersüchtig. Und wenn sie dann glauben, die Frau wäre ihnen untreu, wird sie, wie schon erwähnt, geschlagen, misshandelt und im schlimmsten, aber leider auch ziemlich häufigen, Fall getötet. Der Fakt, dass Mord die häufigste Todesursache bei Frauen unter 35Jahren ist, spricht in diesem Fall für sich. Teilweise geht es sogar noch weiter; es ist scheinbar auch ein neuer Trend der Vergeltung/Rache aufgekommen, der mich persönlich noch mehr schockt als das Töten (was ja an sich schon ziemlich heftig ist).
Gerade am 25.November, dem Todestag der Schwestern Mirabal, die hier im Lande als Freiheitssymbol und als Widerstand gegen die Diktatur gelten (wer sich hierfür interessiert, kann sie dazu unter wikipedia den Eintrag „Hermanas Mirabal“ durchlesen), der zugleich auch der „día internacional de la non-violencia contra la mujer“ (internationaler Tag der Gewaltfreiheit gegenüber der Frau) ist, gerade an diesem Tag kam in den Nachrichten die Meldung, dass ein Mann seiner Exfrau aus Rache eine Spritze injiziert hat, mit Aids-Viren, die er sich vorher selbst entnommen hatte…. Klar, ich weiß natürlich, dass das Einzelfälle sind (auch wenn sie sich mittlerweile häufen), und dass deswegen nicht alle Dominikaner so sind (im Gegenteil, ich persönlich habe bis jetzt nur familienfreundliche, außerordentlich anständige Männer kennengelernt), aber bei solchen Neuigkeiten bleibt einem teilweise schon einmal die Sprache weg…
Aber, um mal von diesen betrüblichen Themen wegzukommen und nicht alles ganz so schwarz zu malen, von wegen Kulturunterschied und so….
Es gibt auch Unterschiede, die man mit Humor nehmen kann; nicht nur, dass es teilweise unterschiedliche Gesten gibt (die Geste für „der ist nicht ganz sauber im Kopf“ ist bei ihnen einfach „ich kann gerade nicht so gut sehen“ oder im Gegenzug dazu, ihre Geste um zu sagen „der ist verrückt“ ist einfach unser „ich bin gerade am Nachdenken“ – hoffe jetzt mal, dass ihr das jetzt ohne meine ausführlich-beschreibendes Händegefuchtel versteht :-))
Eine weitere häufige Situation, die ich mittlerweile mit Humor nehmen kann, ist, wenn mir jemand sagt: „du hast aber zugenommen“, alternativ auch „du hast aber einen schönen großen Hintern“ :D am Anfang war ich erst mal ein bisschen geschockt dagestanden, wobei ich mir natürlich schon gedacht hab, dass das, wenn es von meinen Lehrerinnen kommt, vermutlich nicht beleidigend gemeint sein sollte (hoffte ich zumindest ;-)) – aber trotzdem wusste ich nicht so genau, wie ich damit umgehen sollte, bis ich mich dann mal getraut habe, danach zu fragen, wie es denn gemeint ist. Herausgestellt hat sich dann, dass sie hier erstens damit gemeint haben „du hast einen geilen Arsch“ (jaaa :-) das war das Kompliment, was mir hier noch gefehlt hat ;-)) und zweitens, wichtiger, dass sie hier einfach ein anderes Schönheitsideal/-verständnis haben und dass sie eher weibliche Frauen mit Kurven attraktiv finden (nochmal ein *check* an mich selbst ;-); lieber als etwas strammer sein als zu dünn (da finden wir in Deutschland ja eher das Gegenteil vor). Solche kleinen Sachen sind immer wieder schön zu entdecken! :-)
Und um noch mehr freudige Überraschungen zu nennen – ich habe mittlerweile schon 3 Päckchen bekommen :-) von denen zwar leider nicht mehr so viel übrig ist, die mir aber in der kurzen Zeit doch eine Riesenfreude bereitet haben! (Vor allem über den Adventskalender kann ich mich jeden Tag aufs Neue wieder freuen – hier gibt es diese Tradition nämlich nicht.)
Im Allgemeinen steht demnächst wieder einiges an Aktivitäten an, wie zum Beispiel die Weihnachtsfeier von meiner Schule oder die vom Fitnessstudio (wohlgemerkt im Freibad!! :D) und dann über Silvester unsere Rundreise auf der Samaná-Halbinsel (im Nordosten). Wie ihr seht, habt ihr jetzt vermutlich unends viel Zeit bis zum nächsten Post, deswegen könnt ihr euch beim Lesen von diesem Zeit lassen – ja, ich weiß, praktisch, dass ich das am Schluss erwähne ;-P
Ich hätte auch noch viel mehr schreiben können, das lass ich jetzt aber mal, weil ich Angst habe, dass mir sonst für die nächsten Posts nichts mehr einfällt! ;-)
In diesem Sinne aber eine superschöne, besinnliche, weihnachtliche Adventszeit, ein schönes Fest und einen guten Rutsch euch allen!
Besooos,
eure Lisa :-)